Masterplots: 20 Muster für deine Geschichte

Jede  Geschichte ist einzigartig. Niemand möchte die Erzählungen anderer kopieren. Und doch lassen sich die meisten Geschichten auf bestimmte Muster zurückführen. Ronald Tobias hat in seinem Ratgeber 20 Masterplots Strukturen zusammengestellt, die immer wieder die Basis für Geschichten bilden. Das ist nicht langweilig, sondern bedeutet einfach, dass wir als Leser bestimmte Erwartungen über den Verlauf einer Handlung haben. Diese Erwartungen solltest du als Autor auf jeden Fall erfüllen, wenn du nicht möchtest, dass deine Leser deinen Roman nach der Hälfte frustriert zuschlagen.

In meinem Artikel zur Heldenreise habe ich bereits eine sinnvolle Struktur für Geschichten vorgestellt, die unabhängig vom Inhalt auf nahezu alle Erzählungen übertragen werden kann. Die 20 Masterplots sind inhaltlich etwas konkreter. Sie schildern zwanzig typische Plots und die Erwartungen, die Leser an ihre Entwicklung haben.

Warum Masterplots sinnvoll sind

Es kann durchaus im Interesse eines Schriftstellers liegen, Erwartungen zu enttäuschen. Meist ist dies jedoch inhaltlicher und nicht struktureller Natur. Der Film (und der zugrunde liegende Roman) Psycho bricht mit inhaltlichen Erwartungen. Die Figur, die man für die Hauptfigur hält, stirbt in der Mitte des Films. Die Struktur von Psycho erfüllt aber das, was ein Publikum von einem Thriller erwartet. Es gibt einen Anfang, in dem das Setting erklärt wird, einen Hauptteil, der einen Mörder, spannende Twists und eine Ermittlung enthält, und einen Schluss, der die Fäden zusammenführt.

Inhaltlich kannst du also gerne mit den Erwartungen der Leser spielen. Das macht einen Roman überraschender, spannender und unterhaltsamer. Wenn du die Erwartungen an die Form brechen willst, solltest du es sehr bewusst und kontrolliert tun. Der postmoderne Roman tut dies. Einige meiner Lieblingsromane sind postmoderne Romane und halten sich an keinerlei Form oder Struktur (zum Beispiel Der Fuchs von Nis-Momme Stockmann oder Infinite Jest von David Foster Wallace). Wenn du einen spannenden Roman für ein breites Publikum schreiben willst, solltest du jedoch zunächst die Form beherrschen, bevor du dich gegen sie entscheidest.

Wenn du nun also erst einmal wissen willst, wie du die Leser-Erwartungen möglichst gut erfüllst, helfen dir die zwanzig Masterplots. Ich habe sie für dich aufgelistet und kurz beschrieben. Ronald Tobias geht in seinem Buch detailliert auf sie ein und schildert auch zahlreiche Beispiele.

Die 20 Masterplots – wie man Leser-Erwartungen erfüllt

Quest / Suche

Die Hauptfigur sucht jemanden oder etwas, manchmal auch sich selbst. Der Masterplot Quest ist am stärksten mit der Heldenreise verwandt. Der Held sucht einen Schatz und ändert sich selbst während der Suche. Manchmal findet er sich selbst auch erst.

Adventure / Abenteuer

Der Held begibt sich auf ein Abenteuer, weniger, um etwas zu suchen, als vielmehr, um ein Abenteuer zu erleben. Die Suche nach einer Person oder einem Gegenstand steht hier nicht so sehr im Vordergrund, dafür gibt es auch schon mal mehr „Action“.

Pursuit / Verfolgung

Dieser Masterplot dreht sich um die Verfolgung einer Person, die gejagt und – je nach Plot – gefangen wird oder entkommt. Normalerweise ist die Hauptfigur der Gejagte, der seinen Verfolgern zu entkommen versucht.

Rescue / Rettung

Jemand ist gefangen und muss vom Helden gerettet und vorm Gegenspieler geschützt werden. Aus Protagonist, Antagonist und Gerettetem bildet sich ein Dreieck, das zueinander in Beziehung steht.

Escape / Flucht

Ein Gefangener muss seinem Gefängnis entfliehen. Während er im Masterplot Rettung Hilfe vom Helden erhält, muss hier die Hauptfigur selbst und aus eigener Kraft fliehen.

Revenge / Rache

Moralisches Gleichgewicht wird wieder hergestellt. Von anderen ungerecht behandelt, sinnt die Hauptfigur nach Rache – und findet sie auch. Im Zentrum dieses Masterplots steht die Wiederherstellung moralischer Gerechtigkeit.

The Riddle / Rätsel

Die Hauptfigur muss ein Rätsel lösen. Gleichzeitig versuchen auch die Leser, schneller auf die Lösung zu kommen als der Held. An der Lösung des Rätsels hängt das Wohlergehen des Helds auch größerer Personengruppen.

Rivalry / Rivalität

Zwei Personen oder Gruppierungen streiten um etwas. Häufig geht es um knappe Ressourcen oder eine besondere Belohnung. Ihre Rivalität kann ihre Freunde und Familien mit in den Abgrund reißen.

Underdog

Die Hauptfigur hat zu Beginn schlechtere Karten als alle andere Figuren. Trotzdem schafft sie es, sich durch Intelligenz und Anstrengung durchzusetzen. Aus dem Underdog wird der Gewinner der Geschichte.

Temptation / Versuchung

Die Hauptfigur wird von etwas in Versuchung geführt, das seine Integrität gefährdet. So kämpft er/sie einen Kampf gegen sich selbst, um moralisch die Oberhand zu bewahren.

Metamorphosis / Verwandlung

Für den Helden findet eine Verwandlung statt, und zwar tatsächlich und physikalisch. In neuer Form setzt er seine Geschichte fort, beispielsweise als Tier oder fantastisches Wesen.

Transformation

Die Hauptfigur ändert sich, vor allem innerlich, durch den Verlauf der Geschichte und vor allem durch äußere Einflüsse. Nach ihren Erlebnissen findet sie zu einem besseren Selbst.

Maturation / Erwachsenwerden

Auch in diesem Masterplot verändert sich die Hauptfigur, und zwar konkret, indem sie erwachsen wird. Sie durchläuft die Phase der Loslösung von der Kindheit und reift zu einem erwachsenen Menschen heran.

Love / Liebe

Zwei Liebende finden zueinander. Natürlich geschieht dies nicht auf direktem Wege, sondern über Umwege, Verluste und Wiedervereinigungen. Zentrales Element des Masterplots ist die Zuneigung zweier Personen zueinander.

Forbidden Love / Verbotene Liebe

Da die Liebe der Hauptfiguren gegen soziale Normen verstößt, ist sie verboten. Die Geschichte dreht sich daher vor allem um innere Konflikte der Liebenden, nicht um ihre Liebesgeschichte als solche.

Sacrifice / Opfer

In diesem Masterplot bringt der Held ein Opfer, das heißt, er gibt weit mehr, als andere Menschen geben würden. Sein Opfer zeigt die moralische Größe des Helden.

Discovery / Entdeckung

Der Held macht eine große und oft schreckliche Entdeckung mit weitreichenden Folgen. Aufgrund dieser Entdeckung muss er schwierige Entscheidungen treffen. Oft erkennt er die Tragweite seiner Entdeckung nicht sofort.

Wretched Excess / Unglücklicher Exzess

Der Held überschreitet sämtliche gesellschaftliche Grenzen, während die Welt entsetzt seinem Treiben zuschaut

Ascension / Aufstieg

Der Held kommt in diesen Masterplots aus der sprichwörtlichen Gosse und er beginnt sein Leben als Unglückseliger oder Sünder. Trotz dieser schlechten Voraussetzungen wird er im Verlauf der Geschichte zu einem besseren Menschen und somit zu einem wahren Helden.

Descension / Abstieg

Der Abstieg ist das Gegenstück zum Aufstieg. Die Hauptfigur startet in einer guten Position, verliert aber Geld und sozialen Status durch Fehlverhalten, und landet schließlich einsam und verarmt am unteren Ende der Gesellschaft.

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  1. Ich habe eine Frage. Kann ein Roman auch mehrere dieser Masterplots behandeln?

    Zb. mein Charakter will Rache üben; das treibt ihn an; um das jedoch tun zu können, muss er sich zunächst widerwillig auf ein Abenteuer einlassen und stellt dann fest, dass ein bestimmtes Relikt benötigt wird, um zum Ziel zu kommen; das ist aber natürlich nicht so einfach zu finden; am Ende der Geschichte wird aus einem Kind aus einem unbedeutenen Doft der neue Anführer, weil er den Frieden gebracht hat

    Wäre so was denkbar?

    Das wären dann Rache, Abenteuer, Suche & Aufstieg

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