Plotten Teil 1: Was ist der Plot einer Geschichte?

Jeder Schreibbegeisterte, der sich ernsthaft mit dem Schreiben eines Romans auseinandersetzt, stolpert unweigerlich über die Frage, wie er mit dem Plot umgeht. Zahlreiche Schreibratgeber behandeln das Thema, und es existieren die unterschiedlichsten Meinungen. Ich habe bereits einen Artikel zum Thema Plotten oder nicht plotten geschrieben, und ich selbst lege mich bis heute nicht fest, wie ich meine Projekte angehe. Manchmal plotte ich, manchmal nicht. Der Umfang, in dem ich plotte, variiert ebenfalls stark. Unabhängig davon, ob du viel oder wenig Freiheit beim Schreiben bevorzugst, ob du einfach loslegst oder minutiös planst, einen Plot wird deine Story am Ende sehr wahrscheinlich haben. Die Frage ist, ob du ihn im Voraus planst oder nicht.

Verwirrung um den Plot

Bei all der Diskussion um das Thema Plotten herrscht auch viel Verwirrung und Unsicherheit. Daher werde ich in den nächsten Wochen eine ganze Reihe dem Thema Plotten widmen. Ein persönliches Anliegen dafür gibt es auch: Für mein aktuelles Romanprojekt beschäftige ich mich momentan auch mit dem Plot, sodass ich dich natürlich gleich an meinem Wissen zu diesem Thema teilhaben lassen möchte. Bevor ich jedoch die verschiedenen Strategien zum Umgang mit dem Plot eines Romans vorstelle, befasse ich mich heute mit einer zentralen und leider oft vergessenen Frage: Was ist der Plot einer Geschichte eigentlich?

Jede*r Schreibbegeisterte, der sich ernsthaft mit dem Schreiben eines Romans auseinandersetzt, stolpert unweigerlich über die Frage, wie er mit dem Plot umgeht.

Was ist der Plot einer Geschichte und wozu brauche ich ihn?

Stephen King ist wohl das berühmteste Beispiel für einen Schriftsteller, der selbst nie plottet, d.h. der sich im Vorfeld nie konkret Gedanken über den Ablauf der Handlung seines Romans macht. Dennoch haben seine Bücher selbstverständlich einen Plot. Der Plot einer Geschichte ist ganz einfach ihr Handlungsablauf. Und über den verfügt nahezu jeder Roman. Wer behauptet, Carrie oder Sie hätten keinen Plot, hat die Bücher ganz sicher nicht gelesen.

Doch nicht nur Romane besitzen einen Plot. Wenn du heute Abend deiner Freundin oder deinem Freund erzählst, was dir Fantastisches beim Einkaufen passiert ist, baust du automatisch einen Plot auf. Du erzählst strukturiert und spannend so, dass deine Zuhörer gar nicht anders können, als das Ende deiner Geschichte zu erwarten.

Spannende Geschichten verfügen immer über einen Plot. Es gibt nur sehr wenige Romane, die gänzlich ohne Plot auskommen (Finnegan’s Wake zum Beispiel oder Roman in Fragen). Dies sind zweifellos künstlerische Werke, aber um diese Art experimenteller Literatur geht es in meinem Blog nicht.

Ein Plot hat also zwei Funktionen: Er gibt deiner Geschichte eine Struktur und er baut Spannung auf. Beides ergibt sich aus den Erzählgewohnheiten, die wir haben. Jeder von uns hört täglich etliche Geschichten, und von Kindheit an sind wir es gewohnt, dass diese Geschichten einer bestimmten Struktur folgen. Es gibt eine Einleitung, in der kurz vorgestellt wird, um wen und was es geht und wo die Geschichte stattfindet. Die Rahmenbedingungen werden skizziert. Im Hauptteil gibt es mindestens einen großen, meist aber auch mehrere kleine Konflikte, die zum Ende des Hauptteils aufgelöst werden. Zum Ende gibt es noch einen Abschluss, ein Fazit oder einen Ausblick. So sind alle Geschichten aufgebaut, und auch alle spannenden Romane folgen diesem Schema.

Deine Geschichte braucht also in jedem Fall einen Plot, wenn du in einer natürlichen, den Lesern vertrauten Art und Weise erzählen möchtest. Eine Geschichte ohne Plot wird deine Leser bestenfalls irritieren und schlimmstenfalls deinen Namen auf eine innere schwarze Liste setzen lassen, weil du ihre Leseerwartungen enttäuschst.

Nicht nur Romane besitzen einen Plot.

Was genau bedeutet Plotten?

Unsere Erwartungen an Geschichten sind wie gesagt von Kindheit an geprägt. Sie wurden vielfach untersucht und analysiert. Das hat einen großen Vorteil für Schriftsteller: Sie wissen sehr genau, was Leser erwarten. (Dies trifft zumindest auf den Aufbau der Geschichte zu, bei den Inhalten ist das leider oft nicht so klar.) Da wir unsere Leser erst einmal durch die Struktur in die Geschichte hineinziehen, setzen viele Schriftsteller sich bereits vor dem eigentlichen Schreib-Prozess mit dem Handlungsablauf und dem Aufbau ihres Romans oder ihrer Kurzgeschichte auseinander. Sie plotten.

Eine Geschichte zu plotten bedeutet also, sich im Vorfeld damit auseinanderzusetzen, wie konkret der Handlungsablauf aussehen wird, und dies auch schriftlich festzuhalten, damit man jederzeit nachschauen kann. Autoren, die nicht plotten, verzichten also nicht auf einen Plot, sondern sie vertrauen auf ihr natürliches Talent, eine Geschichte so rund zu erzählen, dass sie den Leser auch ohne einen im Vorfeld erstellten Plan in seinen Bann zieht. Manche Menschen fahren eben lieber mit einem Navigationsgerät, andere vertrauen auf ihren Orientierungssinn. Die Fahrt ist dadurch vielleicht ein bisschen anders, und auch der Weg kann sich durch die Entscheidung ändern, aber das Ziel, das Ergebnis, ist am Ende dasselbe.

Eine Geschichte zu plotten bedeutet, sich im Vorfeld damit auseinanderzusetzen, wie konkret der Handlungsablauf aussehen wird, und dies auch schriftlich festzuhalten, damit man jederzeit nachschauen kann.

Wie konkret soll ich plotten?

Die Frage, ob du plotten sollst oder nicht, musst du für dich selbst entscheiden. Wie ich eingangs geschrieben habe, habe ich das für mich nicht final geklärt und ich nutze beides. Manchmal schreibe ich „einfach drauf los“ (wobei diese Formulierung natürlich ein etwas falsches Bild wiedergibt), und manchmal plane ich vor dem eigentlichen Schreiben.

Es gibt hier auch kein richtig und falsch. Genau so wenig wie bei dem Detailgrad, in dem du plottest, wenn du dich dafür entscheidest. Wenn dir drei Stichpunkte reichen, um die wichtigsten Wendepunkte zu skizzieren, ist das genauso in Ordnung wie eine detaillierte Planung auf Kapitel- oder Skizzenebene. Die Arbeit, die du in den Plot steckst, ist auf keinen Fall vergebens oder zu viel. Denn wie gesagt wird dein Roman am Ende ohnehin einen Plot haben. Ob du ihn eher intuitiv während des Schreibens entwickelst oder geplant und mit Unterstützung vorab, ändert nichts an dem Aufwand, den du damit betreibst. Du betreibst ihn eben nur an anderer Stelle und zu einem anderen Zeitpunkt. Und die Frage, ob du plottest oder nicht, ändert auch nichts an der Qualität deiner Geschichte oder an deiner Qualität als Schriftsteller(in). Es ist einfach eine Frage des persönlichen Geschmacks und der eigenen Arbeitsweise.

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