Über Emotionen schreiben 3: Indirekt über Emotionen schreiben

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Im dritten Teil meiner Reihe über Emotionen erkläre ich dir, wie du indirekt über Emotionen schreiben kannst. Das hängt auch mit dem Thema des zweiten Teils – zeigen statt sagen – zusammen, ist aber noch ein wenig umfangreicher.

Wie ich im zweiten Teil bereits geschrieben habe, fühlen die meisten Menschen sich unangenehm berührt, wenn Emotionen zu direkt angesprochen werden. Trotzdem braucht deine Geschichte Emotionen, um deine Leser zu fesseln. Die Kunst liegt also darin, Emotionen emotional auszulösen, d.h. so, dass der Leser nicht sofort sagen kann, wie du das jetzt gemacht hast. Nur dann ermöglichst du es ihm, ganz in deinen Roman einzutauchen und alles um sich herum zu vergessen. Die Lösung für dieses Dilemma: indirekt über Emotionen schreiben. Wie das geht, zeige ich dir hier.

Fünf Methoden, wie du indirekt über Emotionen schreiben kannst

Methode 1: Verwende körperliche Beschreibungen.

Die einfachste Möglichkeit, sicherzustellen, dass deine Leser wissen, wie sich deine Figur fühlt, ist, die Figur darüber nachdenken zu lassen. Leider ist dies auch die plakativste und damit unspannendste Methode. Daher empfehle ich dir, über den Körper deiner Figur zu gehen, wenn du ihre Emotionen zeigen willst. Gänsehaut, Bauchgrummeln, Kopfschmerzen, ein Kratzen im Hals – all dies sind Symptome, die wir alle sofort in Gefühle übersetzen können.

Auch die Körpersprache gehört dazu. Wenn jemand in einem vollen Raum mit einem Glas in der Hand allein an der Wand steht, gehen wir zum Beispiel davon aus, dass er nervös ist. Wenn du dich dazu entschließt, Körpersprache zu beschreiben, achte darauf, dass du keine Klischees heranziehst. Sätze wie „Er ging mit hängendem Kopf aus dem Raum“ sind so abgedroschen, dass niemand sie mehr lesen will.

Der Körper deiner Figur kann erkennen lassen, was sie fühlt – und selbst vielleicht gar nicht weiß.

Methode 2: Nutze die Umwelt deiner Figur.

Eine sehr indirekte, aber auch wirkungsvolle Methode ist, die Umwelt deiner Figur zum Spiegel seiner Seele zu machen. Am schlimmsten Tag ihres Lebens kannst du ein Gewitter aufziehen lassen. Wenn sie verliebt ist, lass ihren Blick auf die ersten Pfirsischblüten vorm Fenster fallen.

Zur Umwelt zählt aber nicht nur die Natur. Ein Straßenbahnunfall, auf dem Weg zur Arbeit beobachtet, kann genau so gut eine düstere Stimmung einfangen. Gehe alle fünf Sinne durch und überlege für dich, was du stärker wahrnimmst, wenn du ein bestimmtes Gefühl empfindest – oder wie du etwas wahrnimmst. Dasselbe Vogelgezwitscher kann je nach Gemütslage melodiös oder kakophon wirken. Diese Erfahrung hat auch jeder Leser schon gemacht, und er wird unbewusst in eine ähnliche Stimmung verfallen wie deine Hauptfigur, wenn du deren Umwelt entsprechend beschreibst.

Methode 3: Wähle deine Worte entsprechend einer Emotion.

Ein Haus kann ein Palast sein, eine Hütte oder einfach nur ein Haus. Für die meisten Gegenstände oder Tätigkeiten gibt es zahlreiche Synonyme, weil unsere Sprache uns mit der Wortwahl Optionen eröffnet, Dinge mit demselben Inhalt auf unterschiedliche Weise auszudrücken. Du kannst dir dies zunutze machen, indem du Wörter entsprechend der Emotionen deiner Figuren verwendest.

Eine sehr indirekte, aber auch wirkungsvolle Methode ist, die Umwelt deiner Figur zum Spiegel seiner Seele zu machen.

Kleine Unterschiede können dabei eine enorme Wirkung haben. Nehmen wir die beiden Sätze „Sie lief durch die Gassen der Stadt“ und „Sie lief durch die Gässchen der Stadt“. Beide Male verändert sich an der Stadt nichts, aber an der Einstellung der Figur zu ihr – und dies basierend auf der Emotion. Der erste Satz klingt maximal neutral, könnte aber auch trostlos wirken. Beim zweiten Satz hat man eine spielerisch-unbeschwerte Situation vor Augen, durch die die Hauptfigur sich treiben lässt. Stelle dir beide Sätze einfach mit geschlossenen Augen vor. Du wirst sehen, was ich meine.

Methode 4: Lasse die Emotionen durch Subtext in Dialogen scheinen.

Deine Figuren ganz direkt ihre eigenen Emotionen ansprechen zu lassen, ist ziemlich einfach und ziemlich unrealistisch. Aber: Wir alle wissen, dass wir – unbewusst oder bewusst – oft Dinge sagen, die auf unsere Emotionen schließen lassen. Dies nennt man dann Subtext. Ein Dialog erhält damit eine andere, implizite Bedeutung.

Ein Beispiel: Deine Hauptfigur Eva ist schwanger. Sie freut sich sehr, hat aber auch große Angst, denn sie hat schon einmal ein Kind verloren. Natürlich will sie das keinem zeigen. Du aber schon. Also lässt du Eva einer Freundin folgende Sätze sagen: „Ich habe noch so viele Dinge zu erledigen! Ich muss die ganze Ausstattung kaufen, Kleidung, einen Kinderwagen, einen Sitz fürs Auto. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Und wenn ich es jetzt schon kaufe, geht es vielleicht bis zur Geburt kaputt, vielleicht warte ich lieber noch.“

Wir alle wissen, dass wir – unbewusst oder bewusst – oft Dinge sagen, die auf unsere Emotionen schließen lassen.

Deine Leser werden verstehen, dass es nicht um die Ausstattung für das Kind geht, vor allem dann, wenn sie Eva schon vorher ein bisschen kennengelernt haben.

Methode 5: Lass andere über die Emotionen deiner Hauptfigur sprechen.

Deine Figur sollte tunlichst nicht so direkt über ihre Emotionen sprechen. Das heißt aber nicht, dass andere Figuren das nicht dürfen. Sätze wie „Ich glaube, Markus ist unglücklich“ sind jetzt auch nicht die perfekte Wahl, aber es ist schon mal besser, als wenn Markus das selbst von sich erklärt. Noch besser ist es, die vorherigen Punkte einfließen zu lassen und beispielsweise körperliche Symptome von jemand anderem beschreiben zu lassen, zum Beispiel so: „Ich habe Markus gestern gesehen. Er hat mindestens zehn Kilo abgenommen und sah aus, als hätte er nicht mehr als ein paar Stunden geschlafen.“ Solche Dialoge kennt jeder von uns aus seinem Leben, insofern wird sich auch niemand daran stören, wenn du sie in deine Geschichte einbaust.

Wann es in Ordnung ist, direkt über Emotionen zu schreiben

Fast immer ist es besser, wenn du indirekt über Emotionen schreiben kannst. Du hast aber die Möglichkeit, genau dies bewusst einzusetzen und deiner Figur quasi eine Erleuchtung zu schicken. Wenn deinem Leser schon lange klar ist, dass Maria mit Anton unglücklich ist, und sie es auch endlich einsieht, kannst du sie das sagen oder denken lassen. Denn damit enthüllst du gar nicht ihre Emotion – die hast du vorher hoffentlich ausgiebigst indirekt gezeigt – sondern die Erkenntnis deiner Figur über diese Emotion.

Ich hoffe, meine Tipps konnten dir helfen, noch besser indirekt über Emotionen zu schreiben.

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