Vorausdeutungen: 5 Tipps, um Spannung zu erzeugen

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Wenn du eine Geschichte schreibst, möchtest du natürlich, dass deine Leser sie gespannt verfolgen. Um die Spannung aufrechtzuerhalten, kannst du verschiedene Methoden verwenden. Du kannst Cliffhanger einsetzen, überraschende Wendungen einbauen oder verschiedene Handlungsstränge zusammenführen. Eine besonders subtile und nicht ganz intuitive Art, Spannung zu erzeugen, sind Vorausdeutungen.

Was sind Vorausdeutungen?

Vorausdeutungen sind – der Name verrät es schon – in der Geschichte eingestreute Hinweise auf spätere Entwicklungen. Eigentlich müsste man jetzt denken, dass dadurch die Spannung eher reduziert wird. Denn wenn ich schon früh im Roman weiß, was 200 Seiten später passiert, muss ich den ganzen Rest dazwischen ja nicht mehr lesen.

Daher ist es sehr wichtig, ein paar Regeln zu Vorausdeutungen zu beachten, damit sie wirklich funktionieren. Ein plattes Verraten des Endes wird das Gegenteil dessen bewirken, was du eigentlich erreichen willst.

Ein Meister der Vorausdeutung (und der Spannung) ist Stephen King. In nahezu jedem seiner Romane gibt es sie, und nie werden die Geschichten dadurch weniger spannend. Im Gegenteil – man will dann unbedingt wissen, wie es weitergeht und was gemeint ist. King nimmt Tod, Krankheit, Trennung vorweg, und man fiebert von Anfang an dem längst erwarteten Ende entgegen.

Wenn du die folgenden Tipps befolgst, wirst auch du deine Leser mit Vorausdeutungen an deinen Text fesseln.

5 Tipps, wie du mit Vorausdeutungen die Spannung erhöhst (und sie nicht verdirbst)

Tipp 1: Versprich nichts, was du nicht halten kannst.

Vorausdeutungen sind nur dann etwas für dich und deine Geschichte, wenn du den Plot gut im Griff hast. Wenn du kleine Ausblicke auf die Zukunft deiner Story gibst, musst du sie auch einlösen. Anderenfalls werden deine Leser enttäuscht sein. Oder wie Anton Tschechow sagte: Wenn du in deiner Geschichte eine Pistole einführst, muss sie auch irgendwann abgefeuert werden.

Eine Pistole einzuführen ist dabei schon ein gutes Beispiel für eine Vorausdeutung. Genau so kann deine Hauptfigur jemand Mysteriösen kennenlernen, der noch eine Rolle spielen wird, einen wichtigen Gegenstand finden oder von einem späteren Zeitpunkt auf diese Szene zurückblicken und die Situation mit ihrem später erlangten Wissen neu bewerten.

Tipp 2: Dein Leser muss wissen, dass der ganz große Knall noch kommt

Eine sehr deutliche Vorausdeutung wäre, wenn in einer Szene mit zweien deiner Figuren ein Satz steht wie: „Hätte er gewusst, dass er sie zum letzten Mal sehen würde, hätte er ihr etwas anderes gesagt.“ Dies ist schon eine sehr große Vorwegnahme der Geschichte, und sie funktioniert nur, wenn alles, was zwischen diesem Satz und dem Weggang / Tod der betreffenden Figur geschieht, die Spannung auf das eigentliche Ereignis noch steigert.

Im vorliegenden Fall hast du deinem Leser nämlich nun mitgeteilt, dass alles, was er an spannenden Elementen erlebt, noch gar nichts ist im Vergleich zu dem, was du vorausgedeutet hast. Willst du deinen Leser bei der Stange halten, darfst du nun also nicht einfach die Geschichte 500 Seiten dahin plätschern lassen, sondern du musst sie zum bereits benannten Höhepunkt aufbauen und steigern. Und zu jedem Zeitpunkt wird er wissen, dass etwas noch viel Größeres auf ihn wartet.

Tipp 3: Nebenbei ist besser

Wenn du Vorausdeutungen einsetzt, ist es wichtig, dass du sie im richtigen Maße betonst. Natürlich soll dein kleiner Ausblick auf die Zukunft nicht neben vielen anderen Punkten der Geschichte untergehen. Aber es ist deutlich besser, wenn er beiläufig geschieht. Dies führt dazu, dass der Leser sich ein bisschen fühlt wie Sherlock Holmes – er hat einen Hinweis gefunden, den es zu enträtseln gilt. Und er wird bis zum Ende der Geschichte versuchen, herauszufinden, was hinter deiner Andeutung steckt.

Beispielsweise könntest du die zukünftige Ehefrau deines Protagonisten einführen, indem du sie zwei Seiten lang in all ihren optischen Vorzügen beschreibst. Ganz klar, dein Protagonist ist hin und weg. Ein Satz, der innerhalb dieser Beschreibung auftauchen könnte, lautet: „Sie war die zweitschönste Frau, die er in seinem Leben sehen würde.“ Wenn du einen solchen Satz einstreust, weiß dein Leser, dass irgendwann eine weitere Frau eine Rolle spielen wird, obwohl es in der Szene ja um die Zukünftige geht. Die Information liegt allein in der Vorsilbe „zweit“ – und nicht etwa in einem Satz wie: „Später würde er eine Frau kennenlernen, die noch schöner war als sie.“

Tipp 4: Lass den Leser die Vorausdeutung vergessen

Wenn du sehr subtil vorgehst, kannst du deinen Leser sogar dazu bringen, wieder zu vergessen, was du ihm eigentlich schon angedeutet hast. Dies eignet sich besonders gut, wenn du (Alltags-)Gegenstände einführst, die später noch Bedeutung erlangen werden.

Deine Protagonistin könnte beispielsweise von einer Freundin ein Notizbuch geschenkt bekommen. Wenn die Szene, in der dies geschieht, sich mehr um die Freundschaft und das Geschenk an sich als um das konkrete Notizbuch dreht, werden deine Leser es vergessen, bis es vielleicht deutlich später in der Geschichte mit ganz neuer Bedeutung – zum Beispiel zur Identifikation deiner Figur, die mittlerweile ihr Gedächtnis verloren hat – eine Rolle spielt.

Tipp 5: Sorge für eine unerwartete Wendung

Wenn du etwas vorausdeutest, was dein Leser sofort als Hinweis auf die Zukunft erkennen kann, kannst du auch für eine unerwartete Wendung sorgen. Bleiben wir bei Tschechows Pistole: Du führst in deiner Geschichte ein, dass dein Protagonist zur Selbstverteidigung eine Schusswaffe kauft. Seine kleine Tochter sieht ihn, als er sie wegräumt. Dein Leser wird wahrscheinlich davon ausgehen, dass ein Unglück mit dieser Pistole geschieht, dass wahrscheinlich die Tochter damit spielen und sich selbst oder jemand anderen verletzen wird.

Du könntest diese Erwartung „enttäuschen“, musst dabei aber sehr behutsam und nachvollziehbar vorgehen. Dein Leser darf auf keinen Fall das Gefühl haben, dass die Vorausdeutung geschrieben wurde, um ihn aufs Glatteis zu führen. Insofern solltest du sie auf jeden Fall zu Ende erzählen. Aber vielleicht eben anders, als der Leser es erwartet bzw. vielleicht nur als ein Teil des eigentlichen Handlungsstrangs. Die Tochter könnte beispielsweise zu einem späteren Zeitpunkt beim Spielen ihrem Bruder, der immer eifersüchtig auf sie ist, von der Pistole erzählen. Und dieser könnte in einer Mischung aus Wutanfall und Unfall seine kleine Schwester erschießen.

Grundsätzlich gilt: Vorausdeutungen können sehr viel Spannung erzeugen, aber auch leicht nach hinten losgehen. Wenn du sie einsetzt, achte auf die Tipps und zeige sie am besten einem Probe-Leser, um festzustellen, wie sie in der Geschichte wirken.

Haben dir diese Tipps geholfen?

Und wie stehst du zu Vorausdeutungen? Ich freue mich über deine Kommentare!

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