Über Emotionen schreiben 1: Warum Geschichten Emotionen brauchen

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Schreiben ist ein vielschichtiger Prozess. Du hast eine Idee, einen Plot, tolle Figuren und denkst, jetzt kann es losgehen, und jetzt komme ich daher und sage, dass du außerdem die Gefühle nicht außer Acht lassen sollst. Und dass Geschichten Emotionen brauchen. Aber warum eigentlich? Reichen nicht Spannung, tolle Dialoge und eine interessante Handlung? Ich sage, das reicht auf keinen Fall. Und in diesem ersten Teil meiner Artikelreihe zum Thema Emotionen erkläre ich dir, warum das so ist, damit auch du überzeugter Anhänger von Emotionen in deinen Geschichten wirst.

In den folgenden Teilen gehe ich dann darauf ein, wie du überzeugend mit Emotionen schreibst und wie du dafür sorgst, dass das Ganze am Ende nicht zu viel wird. Damit bist du dann perfekt ausgerüstet, um deinen Geschichten Emotionen zu verleihen.

Jeden Tag geht jede*r von uns durch Hunderte verschiedener Gefühle.

Was ist eigentlich mit Emotionen gemeint?

Bevor ich mich daran mache, dich davon zu überzeugen, dass auch deine Geschichten Emotionen brauchen, möchte ich erst kurz klarstellen, was überhaupt mit Emotionen gemeint ist. Wahrscheinlich bist du schon dann überzeugt, dass es ohne nicht geht.

Viele Leser*innen und Autor*innen denken bei Gefühlen in Geschichten nur an Liebe und Traurigkeit. Und haben einen kitschigen Liebesroman vor Augen, in dem es vor Gefühlsduselei nur so trieft. Solche Geschichten meine ich aber nicht. Deswegen finde ich es umso wichtiger, sich mit der Wirkung von Emotionen auseinanderzusetzen, damit genau so etwas wie Klischees in Liebesromanen nicht immer weiter ausgewalzt werden.

Emotionen sind deutlich vielfältiger. Jeden Tag geht jeder von uns durch Hunderte verschiedener Gefühle. Wir sind optimistisch, gespannt, aufgeregt, genervt, wütend oder enttäuscht. Auf alles, was wir erleben, reagieren wir zunächst mit Emotionen, bevor wir darüber nachdenken, weil Emotionen schneller und direkter sind. Die Liste der Gefühle, die wir zur Verfügung haben ist lang. Und dass wir sie empfinden, ist völlig normal und vor allem menschlich.

Wie Geschichten durch Emotionen besser werden

Du siehst, Emotionen können völlig verschieden sein. Und es muss gar keine Tränendrüsen-Story sein, die du schreibst, wenn du Gefühle wecken willst. Du kannst, wenn dir das besser gefällt, Liebesgeschichten völlig ausklammern. Das heißt aber nicht, dass deine Figuren und deine Leser nichts fühlen sollen. Denn die folgenden drei Gründe sprechen dafür, Geschichten mit Emotionen besser zu machen.

Menschen können sich am besten über Gefühle identifizieren

Eine Verbindung von Mensch zu Mensch lässt sich am einfachsten herstellen, indem man etwas gemeinsam „erfühlt“. Wenn man zusammen geweint, gelacht, getrauert, sich gefreut hat, ist man einander ein gutes Stück näher. Oder ein ganz anderes Beispiel: Trump hat die Wahl meines Erachtens nicht gewonnen, weil er die besseren Argumente hatte, sondern weil er Gefühle in seinen Wählern ausgelöst hat. Und darüber konnten sie sich mit ihm und mit dem, was er sagte, identifizieren.

Dasselbe gilt auch für erfundene Figuren. Du möchtest, dass deine Leser sich mit den Helden deiner Geschichte identifizieren, damit sie dein Buch gar nicht mehr aus der Hand legen können. Und der kürzeste Weg dorthin sind Emotionen. Wenn deine Leser sich gemeinsam mit deiner Figur fürchten, sich über einen Sieg freuen oder einer verpassten Chance nachweinen, lesen sie nicht mehr einfach einen Text. Dann schenkst du ihnen ein Erlebnis, das wie eine Erweiterung ihres eigenen Lebens ist. Und das funktioniert nur, weil sie dieses Erlebnis fühlen.

Eine Verbindung von Mensch zu Mensch lässt sich am einfachsten herstellen, indem man etwas gemeinsam „erfühlt“.

Emotionen sind direkter als Gedanken

Wenn du jemandem zeigen möchtest, dass er mit seinem Verhalten ein Stück zu weit gegangen ist, kannst du ihm entweder rational auseinander legen, welche Erwartungen du gehabt hättest und wie du dir das für die Zukunft wünschst, oder du lässt ihn deine ganze Wut spüren. Der erste Weg ist zivilisierter, freundlicher und menschlicher, der zweite ist dafür effizienter (und bei manchen Zeitgenossen sicher erfolgsversprechender).

Genau so ist es auch, wenn du mit deinen Geschichten Emotionen weckst. Du möchtest eine Coming-of-Age-Geschichte schreiben und deinen Helden erfahren lassen, was es bedeutet, erwachsen zu werden? Dann kannst du sehr sachlich beschreiben, wie er immer wieder an Probleme stößt, für die es keine richtige oder falsche Antwort gibt und die er nicht alleine lösen kann, aber muss. Oder du sagst es mit Lester Burnham aus American Beauty: „Janey ist ein ziemlich typischer Teenager, zornig, unsicher, verwirrt. Wie gern würde ich ihr sagen, dass das alles vorbeigeht. Aber ich will sie nicht belügen“ – und löst damit Emotionen der Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Melancholie aus. Beides funktioniert. Nur eins davon eben etwas besser.

An Emotionen erinnert man sich länger

Marketingfachleute wissen das und sie setzen es regelmäßig ein: Wenn etwas oder jemand Emotionen auslöst, kann man sich viel länger daran erinnern, als wenn man nur Faktenwissen erfährt. So ist es auch im Alltag. Wenn du dich über einen Menschen sehr stark geärgert hast, vergisst du ihn nicht so schnell, genauso, wenn jemand ein Gefühl großer Dankbarkeit in dir auslöst.

Wenn etwas oder jemand Emotionen auslöst, kann man sich viel länger daran erinnern, als wenn man nur Faktenwissen erfährt.

Genauso sind auch in Geschichten Emotionen notwendig, damit du dich noch lange an sie erinnerst. Denk mal an deine Lieblingsfilme und -bücher. Woran erinnerst du dich als erstes? Bei meinen Lieblingsbüchern Der Wolkenatlas und Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins sind es ganz klar Gefühle. Beim letzteren geht es um Liebe, und zwar kein bisschen kitschig, sondern als Notwendigkeit der Existenz. Und wenn ich an Der Wolkenatlas denke, empfinde ich sofort nach, was ich beim ersten Mal gefühlt habe: eine Mischung aus Sorge und Hoffnung im Hinblick auf Geschichte und Zukunft der Menschheit. Dass beide Bücher fantastisch geschrieben sind und sehr viele gute und philosophische Gedanken über das Leben beinhalten, macht sie noch besser, aber es ist nicht das Erste, was mir in den Sinn – oder in die Gefühle – kommt, wenn ich an sie denke.

Du siehst, Geschichten mit Emotionen sind besser – für deine Leser und damit für dich, denn du möchtest ihnen ja eine gute Zeit bereiten. Ich hoffe, mein Artikel konnte dich davon überzeugen, die Gefühle auch in deine Erzählungen einfließen zu lassen.

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